Es wäre schön gewesen

Eine Pflanze steht am Fensterbrett - es wäre doch schön gewesen, wenn

Sie kaute an ihren Fingernägeln, lehnte ihren Kopf an meine Seite. Sobald ich ein gebrauchtes Taschentuch beschämt auf die Anhäufung von zerknüllten Papiertüchern neben mich auf die Bank legte, reichte sie mir ein Neues. Sie aß nichts, wie ich und trank nichts, wie ich, sie spielte nicht mit ihren Kusinen wie sonst, sie blieb still.

Befangen beäugte sie meine Mutter, die wie immer in ihrem Krankenbett lag, nur dass sie heute um kein Glas Wasser bat, das man ihr reichen möge, dass heute kein mildes Lächeln ihr Gesicht umspielte, sie ihre Liegeposition nicht mehr geräuschvoll wechselte, kein Atem sie durchströmte und keine Wärme mehr aus ihr heraus- und in mich hineinquoll.

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Wie tiefste Tiefen zum größten Gewinn werden

Dunkler Himmel mit Lichtstrahl am See - Wie tiefste Tiefen zum größten Gewinn werden

Ich glaube, dass unsere tiefsten Tiefen zu unserem größten Gewinn werden können. Dass die schlimmsten Erlebnisse sich zugleich als höchste Wachstumschance entpuppen können. Ich beobachte dies immer wieder – und am deutlichsten an mir selbst. Denn ohne den Tod meiner Eltern hätte ich mich dem Schreiben wahrscheinlich nicht in so einem Ausmaß zugewandt, hätte nicht erkannt, dass es das ist, was mein Herz zum Springen bringt.

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Was ist deine tiefste Sehnsucht?

Was ist deine tiefste Sehnsucht - Rote Tulpe bricht durch den Schnee - Hope and Shine

Zieht es dich zu einem Menschen, bei dem du nicht sein kannst? Vielleicht weil er dir seine Liebe verwehrt, zu weit weg ist oder bereits verstorben ist? Zieht es dich in die Ferne, an einen unbestimmten Ort, an dem du dir vorstellst, viel freier sein zu können als hier oder an einen bestimmten Platz aus Jugend- oder Kindheitstagen? Oder sehnst du dich einfach nach Wärme im Winter und Rückzug, wenn es hektisch ist?

Möglicherweise trägst auch du eine unbewusste Sehnsucht in dir. Im Trubel des Alltags jedoch lassen wir diese selten an die Oberfläche. So liegt sie unbemerkt, verschüttet unter einem Haufen Alltagskram und produziert zuweilen ein nicht zuordenbares, unangenehmes Gefühl in uns. Wir sind traurig und wissen nicht warum, bekümmert oder einfach schlecht gelaunt. In einem Seminar höre ich von einem befreienden Lösungsansatz: Sich seiner tiefsten Sehnsucht zu stellen und im besten Fall mit ihr in Kontakt zu treten, kann ganz vieles in uns heilen.

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Die Liebe ist das Größte

Gesteck in Herzform am Grab - Die Liebe ist das Größte

Es gibt so Tage, da erwischt es mich. Vielleicht liegt es am Nebel, am Sprühregen, am November oder an Allerheiligen an sich. An den Liedern, die von einem bestimmten Radiosender gespielt werden und einem bewusst machen, wie viele Namen von Leuten man schon kennt, die bereits gestorben sind. An dem ein oder anderen nachdenklichen Text, den man dieser Tage gern liest. Am Gesteck, das man aussucht, um es aufs Grab zu legen. An der Grabkerze, für die man sich letztendlich entscheidet, obwohl keiner der aufgedruckten Sprüche gut genug erscheint.

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Meine Krisen – meine Chancen

Gräser wachsen durch Asphalt - Meine Krisen, meine Chancen

Meine Schreiblust schlummert schon des längeren in mir. In der Schule hatte ich einen Hang zum Aufsatzschreiben, in meiner Jugendzeit pflegte ich jede Menge Brieffreundschaften – ich liebe seit jeher den schriftlichen Austausch. Meine Geburtstagskarten fallen gerne länger aus, ich führe Tagebuch, ich whatsappe ausführlich. Obwohl ich unablässig spürte, dass es in diese Richtung möglicherweise noch etwas zu tun gab für mich, aber nie wusste, was dieses Etwas sein sollte, nahm ich mit dem Formulieren von Geschäftsbriefen und Emails vorlieb. In der Trauer um den Tod meiner Eltern brach meine Neigung wie ein Vulkan aus mir heraus. Ich schrieb darauf los, war nicht zu halten. Ich stellte meine Ergüsse online, fragte mich nicht, ob diese je jemand lesen würde. Ich überlegte nicht, ich zweifelte nicht – ich tat.

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Der Fluss des Lebens

Der Fluss des Lebens - Fluss in der Abendsonne, Hope and Shine

Ich mache jetzt täglich Yoga. Begonnen hat das Ganze in einer Phase, in der ich wieder einmal diesen schier selbstzerstörerischen Zwang hatte, mich sowie jedes und alles zu hinterfragen. Ob der Weg, den ich beschreite, auch wirklich der meine ist. Ob ich auch alles richtig mache, mit dem Kind und so. Was von dem, das ich mache, nun wirklich ich bin und was davon ich übernommen habe von Eltern und Vorfahren und ob das nun auch wirklich zu mir gehört. Was ich meinem Kind unbewusst weitergebe und ihm wer weiß was alles damit antue. Wie ich mit Kritik umgehe und was dahinter liegt, wenn ich mich am Schlips getreten fühle. Wie ich mit der Trauer umgehe und ob es nicht dann schön langsam genug ist damit.

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Nach dem ersten Jahr

Nach dem ersten Jahr - Meerfoto

Nun ist das erste Trauerjahr nach Papas Tod vorüber. Es ist ja ein ganz besonderes, dieses erste Jahr. Alles geschieht zum ersten Mal ohne ihn, ohne einem Treffen, ohne einem Anruf, ohne einem sorglosen “bis zum nächsten Mal“, ohne “ruf wieder einmal an“. Irgendwann geht plötzlich alles wie gewohnt weiter und doch ist nichts mehr, wie es war.

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Was bleibt ist die Erinnerung

Tee - Erinnerungen an Mama

Als ich am Begräbnistag die vielen Hände schüttle, die Umarmungen erwidere oder auch nicht, ich weiß es nicht mehr genau, nehme ich die vielen Beileidsbekundungen, alle Worte, die an mich gerichtet werden im liebevollen Versuch, mich zu trösten, stumpf zur Kenntnis. Du trägst sie immer im Herzen, sagen sie und was bleibt, ist die Erinnerung, die kann dir keiner nehmen.

Was tu ich mit einer Erinnerung, denke ich, ich brauche eine echte Mama, eine lebendige, eine, die mich freudestrahlend begrüßt, eine die mir Tee kocht oder Suppe oder zumindest eine, der ich Tee kochen kann oder Suppe. Eine zum Umarmen, eine, deren Hand ich streicheln kann, eine zum Reden und zum Zuhören, eine zum Lachen, eine, für die mein Kuchen der Beste auf der Welt ist, eine, die mich nimmt wie ich bin und die mich kennt wie sonst keine.

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Der Fünfzehnte

der 15. am Kalender

15. Februar, stelle ich mit einem Blick auf den Bürokalender nüchtern fest und schon möchte ich eilig weitertippen an meinem Beitrag, der am Montag fertig sein muss, da kommt mir dieser 15. mit einem Mal so bedeutsam vor. Ich muss innehalten, augenblicklich, es lässt mich nicht los. Stark und eigen ist dieses Gefühl, ich kann es nicht zuordnen. Am 15. März hat mein Mann Geburtstag, fällt es mir erleichtert ein, deshalb starrt mich diese Zahl heute so bedeutungsvoll an. Aber nein, das ist es nicht, es ist etwas anderes. Ich spüre es. Mein Magen krampft sich zusammen und da weiß ich es. Mein Papa, er ist an einem 15. gestorben. Am 15. März, vor fast einem Jahr also. Am Geburtstag meines Mannes.

Heute vor einem Jahr, da hat er noch gelebt. Heute vor einem Jahr, da war er noch voller Pläne und Ideen. Ängsten wahrscheinlich, vor dem bevorstehenden Krankenhausaufenthalt und allem was kommen würde. Sorgen, ob es die Operation brauchen und wie er sie überstehen würde. Voller Hoffnung aber auch, voller Leben, voller Tatendrang, voll seinem Charme und seinem Witz. Unvorstellbar, dass er einen Monat später nicht mehr da sein sollte. Hätte ich etwas anders gemacht, wenn ich das gewusst hätte? Hätte ich noch mehr tun können für ihn?

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Weihnachten mit Tiefe

Weihnachten mit Tiefe begehen - schneebedeckter Nadelbaum

Ich blickte gespannt auf dieses Weihnachtsfest, das nun bereits hinter uns liegt, war es doch das erste ohne meine Eltern.

Wann würde mich die Trauer überkommen? Sie kommt ja oft zu den ungelegensten Zeitpunkten. Ein Lied in einem Geschäft, das einen erinnert, das Kinderkonzert in der Schule, zu dem man ohnehin schon gerührt hinkommt, weil das Kind, das eigene, voller Stolz und Begeisterung an der Gitarre sitzt und mit glühenden Wangen sprudeln die so gut bekannten Weihnachtslieder aus ihm heraus. Die, die einen zurückführen in eine Zeit, da man sie selbst aus Leibeskräften sang und die ganze Aufregung auf den Zeitpunkt, wenn das Christkind kommen würde, schwang in der Stimme mit.

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