Ich blickte gespannt auf dieses Weihnachtsfest, das nun bereits hinter uns liegt, war es doch das erste ohne meine Eltern.
Wann würde mich die Trauer überkommen? Sie kommt ja oft zu den ungelegensten Zeitpunkten. Ein Lied in einem Geschäft, das einen erinnert, das Kinderkonzert in der Schule, zu dem man ohnehin schon gerührt hinkommt, weil das Kind, das eigene, voller Stolz und Begeisterung an der Gitarre sitzt und mit glühenden Wangen sprudeln die so gut bekannten Weihnachtslieder aus ihm heraus. Die, die einen zurückführen in eine Zeit, da man sie selbst aus Leibeskräften sang und die ganze Aufregung auf den Zeitpunkt, wenn das Christkind kommen würde, schwang in der Stimme mit.
Sie kamen recht verlässlich zu diesem Weihnachtsfest, die Tränen, bei jedem Kirchgang und in stillen Momenten. Und als ich mich am 1. Jänner 2019, als sich der Sterbetag meiner Mutter zum zweiten Mal jährte, schon wundern wollte, woher heute meine Coolness kam, um mich am Ende des Tages wieder in Tränen aufgelöst vorzufinden, gewann ich eine Erkenntnis:
Tränen sind gut. Sie kommen aus der Tiefe deiner Seele. Sie berühren dich und vereinen deinen Körper mit dem, was du empfindest. Und obwohl ich auch ganz viele wunderbare und freudige Momente in dieser Weihnachtszeit erleben durfte, waren gerade die Augenblicke des Weinens vielleicht die besonderen und tiefsten, jene, in denen ich ganz bei mir war und so sehr wie sonst selten meinen Gefühlen freien Lauf ließ.
Und so sei mir das neue Jahr mit all seinen Gefühlsausbrüchen herzlich willkommen.